Nach 2017 wurden von Januar bis März 2023 in einer zweiten Erhebungsrunde Schüler*innen und Eltern der Jahrgänge 7, 9 und des Abiturjahrganges 2024 sowie alle Lehrer*innen an acht Schulen des Netzwerks Ignatianische Pädagogik befragt. Ausgewertet und aufbereitet wurden die Daten durch Prof. Stefan Aufenanger von der Universität Mainz. Insgesamt beteiligten sich 1.880 Schüler*innen, 330 Lehrkräfte sowie 960 Eltern.
Die Zufriedenheit der Eltern und Schüler*innen mit den Schulen des Netzwerkes Ignatianischer Schulen ist auch in der zweiten Runde der Evaluation 2023 (2017) sehr gut. Die Eltern, welche die Schulen vor allem aufgrund eines hohen Qualitätsanspruches (68 %) sowie der Vermittlung von ganzheitlicher Bildung (65 %) wählen, sind mit der Realität in Unterricht und Schulalltag mit sehr großer Mehrheit entweder sehr zufrieden oder zufrieden (Durchschnittswerte: 80 %).
Auch Schüler*innen teilen diese Einschätzungen, wenn auch mit sinkenden Werten gegenüber 2017 und deutlich mehr Einschränkungen gegenüber den Einschätzungen von Eltern und Lehrenden. Zieht man in Betracht, dass die Beurteilung sich überwiegend auf die Beschulung unter den Krisenvorzeichen von Corona bezieht, kann man die Tatsache, dass auch 2023 80 % der Schüler*innen mit ihren Schulen entweder zufrieden oder eher zufrieden sind, als sehr erfreulich einschätzen.
Zufriedenheit der Lehrkräfte als Zukunftspotential
In Zeiten des Lehrermangels ist die Zufriedenheit der Lehrkräfte an den Schulen im ignatianischen Netzwerk als echtes Zukunftskapital einzuschätzen (94 % zufrieden/eher zufrieden). Sowohl der Umgang der Lehrkräfte untereinander (96 %) als auch die Zusammenarbeit mit der Schulleitung wird sehr geschätzt (Kommunikation: 81 % zufrieden/eher zufrieden; Zugänglichkeit: 91 % zufrieden/eher zufrieden).
63 % der Schüler*innen sowie 80 % der Eltern bescheinigen den Lehrenden eine hohe Motivation. Schüler*innen sind offenbar mit dem Unterricht im Schnitt sehr zufrieden/ zufrieden (Qualität des Unterrichts: 81 %; Sachkenntnis: 78 %; Lehrmethoden: 71 %). Deutlich verbessert haben sich die Schulen in der Einschätzung der Gerechtigkeit der Notenvergabe (80 % der Schüler*innen). Auch die gute Vorbereitung des Unterrichts wird weitgehend hoch eingeschätzt (86 % der Schüler*innen).
In den Bereichen abwechslungsreicher Unterricht (64 %) sowie Angemessenheit der Leistungsanforderungen (71 %) sind die Werte bei den Einschätzungen der Schüler*innen noch relativ hoch, jedoch im Vergleich zu 2017 abgefallen.
Was kann besser werden?
Konkrete Handlungsfelder finden sich vor allem im pädagogischen Bereich: Freude am Lernen zu haben, geben lediglich 38 % der Schüler*innen an. Auch die Beteiligungsmöglichkeiten an der Unterrichtsgestaltung (43 %) sehen die Schüler*innen kritischer. Dies betrifft insbesondere auch die besonderen Akzente Ignatianischer Pädagogik, dass nicht nur gelernt, sondern über die Bedeutung des Gelernten nachgedacht wird (43 % der Schüler*innen), sowie einer lernförderlichen Fehlerkultur, in der auch Lehrkräfte bisweilen Fehler eingestehen (48 % der SuS). Im leichten Anstieg der Zufriedenheit (61 % der Schüler*innen) mit dem Einsatz moderner Medien im Unterricht spiegeln sich die Anstrengungen der Schulen um Ausstattung und Fortbildungen der Lehrenden wider.
Da die Ignatianische Pädagogik das Lernen in sozialer und kultureller Vielfalt als wichtige Vorbereitung auf – und als wichtigen Beitrag für – eine von Vielfalt geprägte Gesellschaft versteht, bleibt der Umgang mit der sozialen Zusammensetzung der Schülerschaft ein entscheidendes Handlungsfeld für die Schulträger. Denn nach wie vor ist die Mehrzahl der Schulen in ihrer sozialen Zusammensetzung und dem Bildungsniveau der Eltern eher homogen.
Was läuft gut?
Sehr positiv wird die Werteerziehung (Durchschnittswerte: 73 %) an den Schulen sowie die Förderung von sozialen Kompetenzen, sozialer Verantwortung (75 % der Schüler*innen; 85 % der Lehrer*innen; 89 % der Eltern) und der Diskussionskultur (62 % der Schüler*innen; 79 % der Lehrer*innen; 72 % der Eltern) gesehen. Daneben spielt offenbar insbesondere die Förderung kultureller Bildung eine große Rolle (75 % der Schüler*innen; 85 % der Lehrer*innen; 79 % der Eltern).
Immer noch auf hohem Niveau, wenn auch niedriger, liegen die Zustimmungswerte, sobald es um die ganzheitliche Förderung von Schüler*innen geht. Dies betrifft Ebenen wie die individuelle Förderung von Talenten (46 % der Schüler*innen; 2017: 58 %) ebenso wie die Zufriedenheit mit dem Umgang der Lehrkräfte mit den Schüler*innen (61 %) und der Zufriedenheit mit der Konfliktbearbeitung (54 %).
Thema Religion
Die Schulen des Netzwerkes sind nicht nur Schulen, an denen die individuellen Einstellungen zu Religion und Glaube respektiert werden (78 % der Schüler*innen; 92 % der Lehrer*innen; 75 % der Eltern), auch die Angebote der religiösen Bildung werden überwiegend positiv gesehen. Allerdings liegen die Zustimmungswerte, wo es um die Förderung von Schüler*innen im Hinblick auf die positive Zukunftserwartung, Resilienz (60% der Schüler*innen) und “Gott in allen Dingen finden” (57 % der Schüler*innen) geht, deutlich unter den Zustimmungswerten in anderen Bereichen der Persönlichkeitsbildung.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Erhebung, dass die Bildungsziele der Ignatianischen Pädagogik und die Qualität der pädagogischen Arbeit an den Schulen des Netzwerks Ignatianische Pädagogik auf großen Zuspruch bei Eltern, Schüler*innen und Lehrer*innen stoßen. Gleichzeitig gilt es – gemeinsam im Netzwerk und individuell an den Schulen – geeignete Antworten für die einzelnen Handlungsfelder zu finden, um die Schüler*innen gestärkt für die Herausforderungen der Zukunft in Leben und Gesellschaft aus unseren Schulen zu entlassen.
Das ZIP wird die Schulen weiterhin mit Coaching, Supervision, Schulentwicklungsbegleitung und Fortbildungen zielgerichtet unterstützen.