„Moderne Bildung findet einen Umgang mit Ungewissheit“

Jürgen Kaube zu Gast im Salon „HumanismusPlus“


Während sich die Erkenntnisse multiplizierten, schrumpfe deren Halbwertszeit, so Kaube. Als Gütekriterium für Bildung ließe sich dann festhalten: „Was ist unter allen Umständen und zu allen Zeitennützlich?“

Exemplarisch nannte Kaube: Kausalität begreifen, Phrasen und Widersprüche erkennen, Vokabular und Beschreibungspotenz entwickeln. Dafür brauche es gerade nicht eine Beschäftigung mit möglichst vielen Stoffen. Ganz im Gegenteil gelinge Bildung in der Konzentration auf einen bestimmten Gegenstand als Ausgangspunkt für Selbstbeobachtung und Welterfahrung. Das damit verbundene Plädoyer, Lehrern mehr Freiheit in ihrer Unterrichtsgestaltung zu geben, Schule nicht
durch das Antragen ihr äußerlicher Gesellschaftsprobleme zu überlasten und inhaltliche Tiefe vor Breite zu stellen, unterstrich der ZIP-Leiter Pater Tobias Zimmermann SJ. Schulen in freier Trägerschaft könnten dahingehend Impulse auch für den staatlichen Bereich setzen.

Welche Rolle kann nun die Religion spielen, um einen derartig gelagerten Bildungsbegriff anzureichern? Für Kaube liegt sie nicht in der Bekräftigung von Bekenntnissen oder moralisch begrüßenswerten Handlungen, sondern in der Unwahrscheinlichkeit und Zumutung von Religion. Wie kann es so etwas Altes und gleichzeitig Fortdauerndes geben? Was ist von Wundern, Opfer, Gehorsam, Sünde oder der Figur des Teufels zu halten? Hier lägen vielfältige Denkanstöße. Pater Zimmermann ergänzte, es gehe „nicht um Moral, sondern Menschwerdung“. Im Blick darauf müsse der „Rahmen der Immanenz gesprengt“ und die „Frage nach Gott“ gestellt werden.

Pater Klaus Mertes SJ und Pater Christian Rutishauser SJ betonten darüber hinaus die religiöse Kompetenz in der Bereitstellung von Riten wie etwa Stille als einer Rhythmisierung und symbolischen Begleitung des Schulalltags. Riten könnten nicht zuletzt in Situationen existenzieller Not als Stütze dienen, wenn sie denn eingeübt seien.

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